Opferrolle & Lösungsorientierung - Säule 3/7

Opferrolle & Lösungsorientierung - Säule 3/7

 

Lieber Herzmensch,

im heutigen GLOW YOUR MIND-Brief geht es um das 3. Thema unserer Resilienz-Reihe: nämlich der Lösungsorientierung. 

Lösungsorientierung ist eine der sieben Säulen der Resilienz und sie ist trainierbar. 

In diesem Brief erfährst Du

  • was es bedeutet lösungsorientiert zu sein
  • was uns daran hindert lösungsorientiert zu sein
  • wie du deine Grundhaltung nachhaltig verändern kannst, um die Chancen hinter jeder Herausforderung zu sehen

Ich wünsche Dir viel Freude bei diesem Brief. 

 

Lösungsorientierung – was bedeutet das?

Lösungsorientiert zu sein bedeutet, in herausfordernden Situationen nicht das Problem zu fokussieren, sondern die Lösung.

Ein simples Beispiel: Du möchtest einen Kuchen backen und stellst fest, dass Dein Partner die letzten zwei Eier aus dem Kühlschrank zum Frühstück gegessen hat, weil er nicht wusste, dass Du damit einen Kuchen backen wolltest.

Problemorientiert zu sein bedeutet, sich ewig lang darüber aufzuregen, dass Du keine Eier zum Backen hast. Du könntest an der Stelle sagen „Na super, dann kann ich den Kuchen halt nicht backen.“ – ist eine Lösung, aber mit Sicherheit nicht die positivste.

Stattdessen könntest Du genauso gut darüber nachdenken, wie Du an neue Eier kommst. Du könntest Deine Nachbarn fragen, zum Supermarkt fahren oder Deinen Partner bitten, schnell für Dich zum Supermarkt zu fahren. Das wäre lösungsorientiert und führt schlussendlich dazu, dass Du deinen Kuchen backen kannst.

Viele Menschen entscheiden sich in einer solchen Situation aber dafür, in der Wut über den Kontrollverlust zu verharren. Manche fangen sogar mit Vorwürfen an. „Aber wenn Du doch siehst, dass es die letzten beiden Eier sind, wieso fragst Du mich nicht, ob ich sie für irgendwas brauche?“ „Nie hörst Du mir zu, ich habe Dir doch gesagt, dass ich einen Kuchen backen möchte.“ – und so weiter.

 

Grundsätzlich können wir 5 Grundprinzipien für Lösungsorientierung benennen1

  1. Trennung von Problem und Lösung: Für dein Ziel „Kuchen backen“ ist es nicht notwendig, das Problem zu analysieren. Akzeptanz (s. vorheriger Brief) hilft Dir dabei, die Dinge so anzunehmen wie sie sind („Es sind keine Eier im Kühlschrank.“) und nach einer Lösung zu suchen („Wo bekomme ich jetzt Eier her?“).
  2. Prinzip der Konstruktivität: Konstruktiv bedeutet „den sinnvollen Aufbau fördernd“. Hinter diesem Prinzip steckt die Annahme, dass wenn wir uns die positive Zukunft vorstellen („fertigen Kuchen essen/verschenken“), sich unsere Wahrnehmung auf das Hier und Jetzt positiv verbessert und das Problem überwindbar ist.
  3. Prinzip der Zirkulation: Wir beeinflussen mit unserer Lösungsorientierung nicht nur uns selber positiv, sondern auch unsere Umwelt. (In dem Kontext mit dem Kuchen zeigen wir unserem Partner, dass er kein schlechtes Gewissen haben braucht, was die Harmonie zu Hause fördert.)
  4. Prinzip der Ressourcenorientierung: Eine lösungsorientierte Haltung führt dazu, dass wir uns auf unsere Ressourcen fokussieren (z.B. die Möglichkeit zum Supermarkt zu fahren, unsere Beziehungen, z.B. Nachbarn, für die Erreichung unseres Ziels zu nutzen usw.). Damit stärken wir unsere Resilienz, da wir uns selber beweisen, dass wir mit unerwarteten Herausforderungen aufgrund vorhandener Möglichkeiten gut umgehen können.
  5. Prinzip der Veränderung: Kleine Veränderungen können zu großen Veränderungen führen. Anstatt sich direkt auf die großen Veränderungen zu stürzen hilft es, in kleinen und leicht umsetzbaren Schritten zu denken. 

 

Was hindert viele Menschen daran, lösungsorientiert zu sein?

Lösungsorientiert zu sein bedeutet Eigenverantwortung zu übernehmen und das macht vielen Menschen Angst. 

Für viele ist es einfacher, die Schuld im Außen zu suchen, wodurch sie in der Opferrolle gefangen sind. Lösungsorientiert zu sein erfordert die Opferrolle zu verlassen

Selbstmitleid, Ausreden, Schuldzuweisungen, Vergleiche und Bequemlichkeit sind Wege, keine Eigenverantwortung zu übernehmen. Sie sind die Definition der Opferrolle.

Wer in der Opferrolle verharrt, der profitiert (augenscheinlich) von vielen Effekten:

  • Als Opfer glaubst Du nicht aktiv werden und Entscheidungen treffen zu müssen
  • Viele empfinden es so, dass Schmerz „besonders“ macht
  • Trost, Mitleid und erfahrene Fürsorge vermittelt das Gefühl von Geborgenheit
  • Man steht im Mittelpunkt

„Wem Du die Schuld gibst, dem gibst Du die Macht.“ – Bodo Schäfer

Eigentlich ist die Opferrolle eine der subtilsten Manipulationen, die wir anwenden können.

Wir: die Lieben. Sie: die Bösen. Damit versucht jemand, der/die sich in die Opferrolle begibt andere Menschen moralisch auf ihre Seite zu ziehen und sich dadurch besser zu fühlen.

Wichtig ist zu sagen, dass jeder Mensch mal in einer Situation ist, in der er sich auch gerne zeitweise selbst bemitleiden darf und auch tatsächlich das Opfer der Umstände ist.

Wir können nur leider keine Verantwortung für das Verhalten anderer übernehmen, sondern nur darauf, wie wir darauf reagieren. 

Und eine Reaktion kann sein, das negative Gefühl erstmal zuzulassen, sich dann aber bewusst zu machen, dass es irgendwo in der herausfordernden Situation einen Hebel gibt, den wir selber betätigen können, der uns zu unserem Zielzustand führt. 

 

Wie kannst Du lernen die Opferrolle abzulegen?

Zunächst einmal ist wichtig, dass Schmerz im Leben unvermeidlich ist. Er macht die schmerzfreien Momente erst wertvoll.

Was aber vermeidbar ist, ist zu Leiden.

Denn Leiden bedeutet, dass wir uns die Vergangenheit und das Verhalten anderer Menschen anders wünschen, als es war oder ist.

Leid beenden wir, indem wir akzeptieren, dass die Dinge so sind wie sie sind und wir bewusst nach Lösungen suchen uns besser zu fühlen, und zwar die, die in unserer Macht liegen.

 

  1. Überlege Dir, in welchem Kontext Du Dich als Opfer siehst

Unsere Opferrolle ist uns oftmals gar nicht bewusst. In welchen Situationen siehst Du andere Menschen als „böse“, „ungerecht“, „ignorant“, „egoistisch“ usw. an? In welchen Situationen machst Du andere Menschen für Deine Gefühle verantwortlich? Werde Dir darüber bewusst.

 

  1. Wie kannst Du in dieser Situation Eigenverantwortung übernehmen?
  1. Lerne Deine Gefühle mit Deinen Gedanken zu beeinflussen.
  1. Stärke Dein Selbstwertgefühl (mehr dazu in einem der nächsten Briefe).
  1. Mache Dir bewusst, dass Du keine Schuld daran hast, was passiert ist.

 

Abschließend möchte ich noch meine eigene Erfahrung mit Dir teilen bezogen auf Lösungsorientierung.

Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht mich in herausfordernden Situationen zu fragen „Was kann ich aus dieser Situation lernen?“ oder „Was möchte mir diese Situation über mich sagen?“. Damit bin ich automatisch lösungsorientiert.

Ich habe schon häufiger den Satz gehört, dass alles um uns herum ein Spiegel ist.

Er bildet nicht uns direkt ab, aber wie wir darüber denken und wie wir sehen und sehen wollen bildet ab wer wir sind.

 

Also mein persönlicher Tipp an der Stelle:

  • Sieh die Dinge wie sie tatsächlich sind und nicht wie du sie sehen willst.
  • Finde in jeder Herausforderung dein Wachstumspotential.
  • Sei geduldig mit Dir.

 

Damit wären wir auch schon wieder am Ende unseres heutigen Briefes.

Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag!

 

Ganz viel Liebe,

Deine Ana

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